Neobooks Tag 1: 07.10.2010 Mein Weg zu Neobooks & ein paar Grundsätzlichkeiten zum Vorgehen.

Vor einigen Tagen fand sich im immer wieder gern gelesenen Newsletter der Federwelt-Zeitschrift aus dem Uschtrin Verlag ein interessanter, kurzer Artikel über Neobooks. Ein Link führte ins ebenfalls gern gelesene Montsegur Autorenforum, wo bereits eine interessante Diskussion zum Konzept von Neobooks im Gange war- inklusive einer ausführlichen Stellungnahme von Ina Fuchshaber , der zuständigen Managerin beim Droemer Knaur Verlag. Über die Beiträge der einzelnen Autoren ließ sich schnell ein fundiertes Für und Wider zusammen stellen:

1.       Pro: tolle Idee, endlich ein weiterer Verlagszugang abseits der ausgetretenen Wege

2.       Pro: endlich können Leser & Kollegen ein Buch promoten, nicht ein Lektor mit starrer Schablone in der Hand und der vermeintlichen Marktkenntnis im Kopf

3.       Contra: der Community Gedanke geht nicht auf. Wer außer den beteiligten Autoren sollte wohl die eingestellten Werke lesen und rezensieren? Warum sollte sich ein reiner Leser an Neobooks beteiligen?

4.       Contra: Und wenn sich nur Autoren beteiligen: finden die neben dem Schreiben überhaupt noch die Zeit fremde Manuskripte tatsächlich zu lesen, geschweige denn fundiert zu rezensieren?

Insgesamt überwog bei den beteiligten Autoren die Skepsis gegenüber dem Konzept von Neobooks. Und selbst bei den aufgeschlossenen Autoren klang immer wieder die Sorge an, dass man das eigene Manuskript für den Buchmarkt verbrennt, wenn man es bei Neobooks online stellt. Haftet nicht einem Manuskript, das man bei Neobooks publiziert, das gleiche Stigma der Erfolglosigkeit an, das auch Bücher im Selbstverlag vor sich hertragen?

Eigentlich war an diesem Punkt meine Auseinandersetzung mit Neobooks bereits beendet: ich musste den beteiligten Autoren in allen Punkten Recht geben. Vor allem in der Quintessenz, dass der erfolgreiche Zugang zu einem Verlag nach wie vor nur auf den etablierten Wegen zu finden ist. Und ich glaube ebenfalls, dass die Vermittlung über eine Agentur dabei den größten Erfolg verspricht.

Warum ich trotzdem ein Neobooks Autor geworden bin

Das hat verschiedene Gründe, die sich aber rational nicht ganz sauber bis zu der Entscheidung für Neobooks nachvollziehen lassen. Die Entscheidung für eine Veröffentlichung auf der Plattform ist keine Sachentscheidung. Neobooks hat sich ganz einfach in meinem Kopf festgesetzt. Ich bin infiziert, könnte man sagen. Zum einen bin ich von der Idee ganz einfach begeistert. Sie mag im Detail sicher nicht ganz neu sein. Und natürlich erinnert das Konzept an amerikanische Vorbilder. Es wäre auch spannend zu wissen, ob die betreuende Agentur auch epidu.de aufgebaut hat. Vom „Open Beta“ Siegel, über die Livebook Technologie bis zum gediegenen Holzbrett-Hintergrund gibt es rein äußerlich schon einige Übereinstimmungen, finde ich.

Warum also Neobooks? Erstens ein Sachgrund: dass ein Verlag selbst einen solchen Weg einschlägt, das macht das Ganze interessant und unterstützenswert für mich. Verlagsunabhängige Plattformen wie epidu.de sind zumindest für mich uninteressant.

Außerdem bin ich davon überzeugt, dass es dem Verlag mit diesem Projekt tatsächlich ernst ist. Das spürt man am Engagement der beteiligten Personen, finde ich. Dabei finde ich es vorbildlich, wie mit der Kritik von Autorenseite umgegangen wird. Beispielsweise über die Stellungnahmen von Ina Fuchshaber im Montsegur-Autorenforum, bei Literaturcafé.de oder im Blog von Nicole Rensmann. Ganz unaufgeregt, vollkommen offen für Kritik und vor allem: interessiert. Ohne dass dabei die Reputation des Projekts insgesamt Schaden nimmt. Gleiches gilt auch bei technischen Schwierigkeiten mit der Plattform selbst. Kein Drumherum-Gerede, kein Lavieren, einfach nur: ja, es gibt noch Probleme. Bitte schickt uns eine Mail mit einer Fehlerbeschreibung. Das gefällt mir. Und es spricht für das Projekt Neobooks.

Das einzige Gegenargument, dass ich bei aller Begeisterung lange nicht entkräften konnte, war die Befürchtung, meinen Text für eine weitere Publikation an anderer Stelle zu verbrennen. Dass die Lektoren anderer Verlage den Text in Zukunft alleine deshalb ablehnen würden, weil er bereits bei Neobooks online ist bzw. war. Aber ganz ehrlich: bei den ganzen unverlangt eingesandten Manuskripten in den Verlagen- ist das folgende Szenario wirklich realistisch? Lektor liest Novelle und ist begeistert. Lektor will gerade einen enthusiastischen Antwortbrief an den neu entdeckten Autor senden, doch schnell noch eine kurze Webrecherche: oh! Wie? Aistermann. Was hast Du das auch bei Neobooks eingestellt. Schade, spricht der Lektor, und fingert unter dem Schreibtisch nach dem Papiermüll. Nein. Wenn ein Verlag die Texte ablehnt, dann liegt das entweder am Verlagsprogramm, am Geschmack des Lektors oder schlicht an der Qualität des Textes.

Unter welchen Vorzeichen habe ich den Text bei Neobooks eingestellt?

Vielleicht ist es von Interesse, wie bei der Novelle der Stand der Dinge bei meiner Verlagssuche ist. Ich stehe dabei noch ganz am Anfang und habe als eine Art Testlauf meine Novelle sechs großen Publikumsverlagen und drei namhaften Agenturen angeboten. Zusammen mit einer weiteren, längeren Erzählung und einer Projektskizze & einem Probekapitel für den Roman, an dem ich gerade schreibe.
Damit verfolge ich zwei sehr verschiedene Ziele. Selbstverständlich: ich träume davon, dass einer von den sechs Verlagen Novelle & Erzählung veröffentlicht und mir aufgrund des eingereichten Kapitels für meinen Roman auch noch einen Vorschuss zahlt. Trotzdem bin ich realistisch: zweifellos gehört vorsichtig formuliert ein bißchen Glück dazu, wenn man einen Verlag davon überzeugen möchte, dass es Leser gibt, die eine Novelle von 150 Seiten lesen und also kaufen möchten.
Aber ich hatte doch zumindest auf ein aussagekräftiges Feedback gehofft. Einen Aufschluss, wie auf der Verlagsseite über meine Texte gedacht wird.

Beim Film zum Beispiel habe ich etwas ganz Ähnliches am Anfang meiner Laufbahn schon einmal erlebt. Ich habe damals mit einem Kollegen zusammen dem WDR ein Tatort Drehbuch angeboten. Wir waren völlige Anfänger, es war unser erstes Drehbuch für einen 90-Minüter überhaupt. Und gleich ein Tatort… Aber auch wenn das Buch letztendlich nicht gemacht wurde: immerhin hatten wir einen ausgesprochen konstruktiven Kontakt mit der zuständigen Redakteurin, die trotz aller Arbeit, die sie zweifellos auf ihrem Schreibtisch hat, eine zweite Fassung begleitet hat. Das klingt vielleicht nicht nach viel: aber wir haben beide aus der Zusammenarbeit mit der WDR-Redakteurin sehr viel ziehen können.

Nun ja. Mit der Literatur habe ich –bislang- andere Erfahrungen gemacht. Meine Manuskripte sind seit Mai unterwegs. Die Antworten sind bis jetzt sehr überschaubar. Es gibt zwei Antworten, um genau zu sein. Eine vom Hanser Verlag und eine von der Agentur Mohrbooks. Beide Reaktionen waren sehr wertvoll für mich- schade, dass vermutlich eher nicht mit weiteren Antworten zu rechnen ist.

Mit der Agentur Mohrbooks kam beispielsweise keine Zusammenarbeit zustande, weil man erwartungsgemäß davon ausgeht, dass Erzählungen bzw. Novellen nur schwer an größere Publikumsverlage zu vermitteln sind, wenn es sich um die Texte weniger bekannter Autoren handelt. Trotzdem ergab sich ein freundlicher, kurzer Mailkontakt. Und die Reaktionszeit auf die eingesandten Manuskripte ist sicher einmalig in der Branche: Zwischenbescheid nach 24 Stunden, Feedback nach wenigen Tagen.

Der Hanser Verlag wiederum hat mir eine freundliche Absage geschickt, die immerhin notiert, dass man meine Texte gerne gelesen habe. Wenn sie auch qualitativ nicht stark genug gewesen seien, um ihren Verfasser als neuen Hanser Autor zu empfehlen. Das mag sicher Teil einer Standardabsage sein- aber immerhin reflektiert der zuständige Lektor inhaltlich sehr spezifisch auf das Auftakt-Kapitel der eingereichten Erzählung. Erfreulicherweise sehr konkret und dann auch noch genau so, wie ich mir eine Leser-Reaktion für den Text gewünscht habe. Diese Absage habe ich als Bestätigung empfunden. Danke! lieber Hanser Verlag.

Trotzdem. Ich hatte mir mehr Feedback erhofft. Etwas, aus dem sich etwas für mein Schreiben und die weitere Verlagssuche ziehen lässt- gerade auch für die Arbeit am noch unfertigen Roman.

Ob sich ein solcher Aufschluß aus den Rezensionen bei Neobooks wird ziehen lassen? Ich bin gespannt!

Wie werde ich mein Buch bei Neobooks promoten?

Ich denke, da liegt ein Knackpunkt für Erfolg oder Misserfolg der Plattform. Ein sehr wichtiger Kritikpunkt an Neobooks ist der Umstand, dass wir Autoren eigentlich keine Zeit haben, zusätzlich zur täglichen Arbeit auch noch Arbeit in der Community zu leisten. Trotzdem habe ich schon angefangen, einzelne Texte quer zu lesen. Das kann ich aber nur in sehr beschränktem Maße tun. Ich schreibe gerade an drei Hauptprojekten: einer bislang zehnteiligen Hörspielserie für Kinder, einem weiteren „kleinen“ Hörspiel und natürlich an meinem Roman. Dort stehen gerade zeitintensive Interviews mit Zeitzeugen auf dem Programm. Ob meine Novelle angesichts sehr eingeschränkter Rezensionstätigkeit meinerseits überhaupt wahrgenommen wird?

Ach so: und natürlich werde ich auch keine Rundmail an Kollegen, Freunde & Familie für freundliche Rezensionen auf Neobooks schicken. Wenn überhaupt Rezensionen kommen, dann doch bitte aus der Community selbst- wo soll sonst der Nutzen der ganzen Plattform liegen?

In welchem Rahmen werde ich die weiteren Angebote von Neobooks nutzen?

Mich interessiert ausschließlich die Plattform für neue Autoren. Neobooks bietet daneben innerhalb der Community-Struktur noch einen Marktplatz, auf dem man als Autor seine Texte verkaufen kann. Aktuell kann man hier sein Buch als eBook anbieten. In der Zukunft ist lt. Börsenblatt eine Zusammenarbeit mit buecher.de für gedruckte Bücher im Print on Demand geplant.

Dieser Marktplatz ist für mich nicht interessant. Zum einen weiß ich nicht, wo der Mehrwert gegenüber anderen Plattformen liegen soll. Wenn es mir um die Veröffentlichung als eBook ginge würde ich selbst beispielsweise meine Bücher bei Lulu.com unterbringen. Mit dem Vertriebspaket ist die Reichweite sicher deutlich höher als bei neobooks: über lulu.com hat man direkten Zugang zu den beiden größten Marktplätzen für elektronische Bücher, nämlich zu Amazon und dem iBook Store von Apple. Kostenlose ISBN inklusive.

Aber ein fundiertes Urteil zu diesem Teilaspekt von Neobooks kann ich nicht treffen. Dazu habe ich mich mit dem Thema Selbstverlag viel zu wenig beschäftigt. Ein Selbstverlag käme für mich nie in Frage. Und zwar aus zwei Gründen: erstens glaube ich, dass jedes Buch ein fundiertes, kenntnisreiches, kundiges Lektorat braucht. Man braucht einen Lektor, der einem die losen Seiten des eigenen Manuskripts zu einem Buch zusammen bindet. Ich jedenfalls brauche dieses Gegenüber. Das hat sich erst vor wenigen Tagen wieder bestätigt, als ich vom Achter Verlag das Lektorat meiner kurzen Erzählung „Ausblick“ erhalten und durchgearbeitet habe. Auch wenn es angesichts des kurzen Texts ein eher korrigierendes, weniger ein gestaltendes Lektorat war. Es hat dem Text gut getan. Und selbst da, wo ich als Autor eine abweichende Meinung hatte, hat es mir noch mal klarer gemacht, was ich mit meiner Erzählung will; es hat mir gezeigt, wie tief die unbewusste, gar nicht reflektierte Struktur des Textes geht. Eine Selbstvergewisserung, die auch beim Schreiben weiterer Bücher ungemein hilfreich ist, finde ich.

Außerdem braucht ein Buch das Netzwerk eines Verlags, es braucht ein professionelles Marketing. Ein Buch braucht den Buchhandelsvertreter, braucht den kundigen, etablierten Vertriebler, der zum Händler vor Ort fährt und ihn für das neue Buch begeistern kann.

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