Neobooks: eine erste Zwischenbilanz

Ich stelle die täglichen Berichte über Neobooks vorerst ein. Ich stecke mitten in der Recherche für ein weiteres interessantes Projekt, die Schreibzeit ist knapp. Und es gibt ganz einfach nicht viel zu berichten.

Deshalb jetzt hier bis auf weiteres eine erste, kurze Zwischenbilanz.

Meine Novelle wird nach wie vor fleißig aufgerufen und angelesen- immerhin schon knapp 170 Mal. Trotzdem hat sich dieses Interesse bis jetzt noch nicht in weiteren Rezensionen niedergeschlagen. Aktuell rangiert mein Text Dank der Empfehlung von Alex Coustau im Wettbewerb auf Rang 89. In der Kategorie „Sonstiges“ belegt Der Koffer immerhin den zweiten Platz in der Liste „Beliebtes Werke“. Das ist natürlich nicht viel mehr als ein hübsches Zahlenspiel: nur aus tatsächlichen Rezensionen ließen sich klare Aussagen zu meinem Text herleiten. Eigentlich bleiben alle Fragen offen. Nehmen die Neobooks Leser mein Buch aus dem virtuellen Regal und stellen es mangels Interesse nach kurzer Lektüre wieder zurück? Ist mein Text, eine politische Novelle, vielleicht das falsche Programm für die Neobooks Community? Und Stichwort Programm: wenn wir mal Neobooks bei Seite lassen- würde meine Novelle überhaupt zum Profil von Droemer Knaur passen?

Trotzdem kann ich eine positive Zwischenbilanz ziehen. Das liegt vor allem an dem von Neobooks verlinkten Vortrag von Leander Wattig zum Thema „Freiwilliges Bezahlen als Chance für den Buchmarkt“. Die Folien haben bei mir einige interessante Gedanken in Gang gesetzt. Seit kurzem findet sich im Buchreport Blog ein Artikel von Leander Wattig, in dem er einige Teile seines Buchmessen Vortrags weiter ausführt. Ganz am Schluß zieht er ein Fazit, dass sich zitatweise auch unter diese Zwischenbilanz zu Neobooks setzen lässt:

Daher ist hier aus meiner Sicht jede Art von Experiment zu begrüßen, weil sie uns helfen könnte, auf neue nachhaltige Finanzierungsmodelle zu stoßen.

2 Kommentare

  • Alex Cousteau schrieb:

    Hey Wolfgang.
    Ich habe inzwischen meinen Roman wieder aus Neobooks herausgelöscht. Ich wurde zwar auch relativ häufig angeklickt, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, dort nicht hinzugehören. Es entspricht auch nicht ganz meiner Freude am Schreiben. So nett die Idee des Portals ist, so zweifelhaft finde ich die Entwicklung – wobei sie wohl unumgänglich ist. Die meisten Hobbyautoren dort befinden sich meines Erachtens in einem regelrechten Hauen und Stechen. Sobald einer „zu viele“ gute Bewertungen hat, finden sich schnell ein paar, die sein Werk wieder niedermachen. Auffällig oft erscheinen derart überschwenglich positive Bewertungen, dass man meinen könnte, es hier mit Shakespear zu tun zu haben. Viele dieser Rezensionen kommen von Nutzern, die am gleichen Tag sich registiert und dann bewertet haben. Wie kann man so schnell ein Buch lesen geschweige denn beurteilen!? Der Verdacht entsteht, dass Autoren sich selbst hochjubeln, oder Freunden den Auftrag erteilen.
    Dabei bringt es wohl nichts. Denn insgesamt halte ich die Seite für eine raffinierte Eigenwerbung für Droemer Knaur, nichts weiter. Der Verlag gewann in der Szene für kurze Zeit große Beachtung. Das Versprechen, die besten landen „auf dem Tisch“ des Lektorats, ist keines auf eine Veröffentlichung. Die fällt bestimmt für nahezu alle flach. Auf dem Tisch landet sowieso alles, auch die direkt eingesendeten. Und das Ergebnis kennen wir. Die Lektoren sichten sicherlich die gesamte doch überschaubare Zahl der hochgeladenen Werke, so viele purzeln da auch nicht mehr rein, nicht nur die Top Ten. Auf Hobbyrezensenten hört in dem Geschäft niemand. Sollte ihnen tatsächlich etwas auffallen, steht dort immer noch ein weiter Weg an. Schließlich ist es der Autor, der vermarktet werden muss.
    Unterm Strich muss ich aber sagen, ist das gut so. So bleiben die Autoren übrig, die aus einem Drang heraus schreiben, eben nicht aus dem Wunsch nach Geld und Ruhm (siehe Eigenbeurteilung im Profil von Neobooks-Autorin Jana), der damit eh kaum mehr zu erfüllen ist. Durch die Schriftsteller, die heimlich zu Hause schreiben, weil sie es für sich müssen, sind wichtig. Traurig, dass man fast nie an deren Werke kommt. Aber es macht mehr Spaß, sie zufällig zu finden, wie gute Bands, die in der Garage üben, als über gepuschte Massenware im Laden, die nichts taugt.

  • Hallo Alex,

    erst einmal Danke für Deinen langen & interessanten Kommentar! Ein paar Schlaglichter als Antwort in „Schnelltipp“ :-):

    „Ich wurde zwar auch rel­a­tiv häu­fig angek­lickt“

    Das mit den Klicks ist leider nicht besonders aussagekräftig, finde ich. Meine Novelle wurde inzwischen 204 mal aufgerufen, allerdings sind da auch einige Aufrufe von mir selbst dabei, weil ich erst nach ein paar Tagen gemerkt habe, dass auch meine eigenen Aufrufe mitgezählt werden. Das kann allerdings umgehen, indem man über die Autorenseite nachschaut, was sich beim Text getan hat. Ich habe auch gerade noch mal meine Statistiken hier in meinem Blog nachgesehen- etwa die Hälfte der Clicks dürften demnach über meinen Blog zustande gekommen sein.

    „Die meis­ten Hob­byau­toren dort befinden sich meines Eracht­ens in einem regel­rechten Hauen und Stechen.“Auf­fäl­lig oft erscheinen der­art überschwenglich pos­i­tive Bew­er­tun­gen[…] von Nutzern, die am gle­ichen Tag sich reg­istiert und dann bew­ertet haben “

    Das ist durchaus eine bedauerliche Entwicklung, die der Wahrnehmung des Projekts schadet, finde ich. Philipp Bobrowski äußert da in Teilen eine ähnliche Ansicht in seinem Blog . Einige der Beteiligten schlagen auch abseits von Neobooks aufeinander ein, beispielsweise im Kommentarbreich im Blog von Nicole Rensmann.

    Und trotzdem: Ich glaube nicht, dass man dieses Verhalten gleich auf die ganze Community bei Neobooks verallgemeinern kann. Im Gegenteil, einige Autorenkollegen haben sich schon sehr nett zusammen geschlossen finde ich & bilden gemeinsam eine Art gesunden Kern, aus dem die Community wachsen kann. Ob sie sich nun als Hobbyautoren einschätzen oder als kommende Bestseller, ist doch erst einmal nebensächlich. Es ist ihnen mit dem Schreiben Ernst, das finde ich das wichtigste. Ich habe allerdings nach wie vor keine engagierten, reinen Leser ausmachen können. Vielleicht habe ich die aber auch übersehen, das mag sein.

    Neobooks scheint bei den Rezensionen aktuell noch eine sehr freie Linie zu fahren. Ich persönlich würde negative Rezensionen, die eher die Lust an der Beleidigung als die Auseinandersetzung mit dem Werk kultivieren vermutlich löschen. Grundsätzlich bin ich durchaus für eine freie Meinungsäußerung, das ist ein hohes Gut, dafür muss man auch einige Unerträglichkeiten in Kauf nehmen. Leider funktioniert das in Communities nur sehr begrenzt, weil manchmal schon ein einziger User reicht, um das konstruktive Miteinander zu lösen und die vielen positiven Einbringungskräfte auf punktlose Konflikte zu bündeln. Trotzdem: das kann man auch anders entscheiden, ich bin gespannt, wie Neobooks mit dieser Linie fährt. In jedem Fall hat das einige Autoren dazu gebracht, ihre Texte wieder von der Plattform zu nehmen.

    Und zum Thema „falsche Bewertungen“: da habe ich eine zweigeteilte Meinung. Ich finde es durchaus legitim, wenn man seine Freunde einlädt, das Buch bei Neobooks zu bewerten. Wenn sich tatsächlich jemand findet, der sich die Mühe macht: dann sagt auch das schon etwas über die Qualität des Textes aus. Ich selbst habe das bewusst nicht gemacht: ich habe für jeden Text, den ich schreibe, eine ziemlich weit verzweigte Erstleserschaft, die selbst meine Texte auch noch einmal an zusätzliche Personen weiter reicht. Die Meinung dieser Leute kenne ich schon… 🙂

    Ich denke, bei den Fake Bewertungen wird Neobooks noch etwas austüfteln, und da ist die Community, so ich das beim Querlesen im Forum richtig deute, auch ziemlich intensiv beteiligt.

    Ob es dem Verlag wirklich ernst ist mit dieser Plattform? Es wird viel über die Motive von Droemer Knaur spekuliert. Ist das eine üble Masche, um sich leidiger Manuskripte zu entledigen, wird Lektoratsarbeit billig ausgelagert? Oder Deine Vermutung: geschickte Eigenwerbung? Ganz ehrlich: das klingt mir alles zu sehr nach Verschwörungstheorie. Richtig belegen kann ich es natürlich nicht. Vielleicht bin ich auch etwas arglos & vielleicht ist das eine etwas simple Art, auf die Motive eines Unternehmens zu reflektieren: aber ich finde, für die unterstellten Motive agieren die beteiligten Personen einfach zu engagiert.
    Auch wenn ich vermutlich nicht als nächster Beststeller die Top Ten bei Neobooks stürmen werde: mir hat das Projekt trotzdem etwas gebracht. Eine sehr freundliche Rezension von Dir :-), also jemandem, den ich erst über Neobooks gefunden habe. Und die interessanten Ansätze zum Thema Crowdfunding von Leander Wattig. Praktischerweise genau zu einem Zeitpunkt, zu dem ich genau über dieses Thema gerade einige erste, eigene Ideen hatte. Ein schöner Zufall, auch dafür hat es sich gelohnt.

    „Trau­rig, dass man fast nie an deren Werke kommt.“

    Ich glaube, dass sich gute Literatur irgendwann durchsetzt. Und wer weiß, vielleicht machen es Plattformen wie Neobooks in Zukunft noch etwas einfacher, auf sich aufmerksam zu machen. Und vielleicht schlummert ja ein solcher Text bereits bei Neobooks. Ich kann das nicht beurteilen: wie befürchtet komme ich durch meine aktuellen Projekte ganz einfach nicht zum Lesen.

    Für meinen eigenen Text: Ich habe gestern ein paar neue Verlags- & Agenturpakete eingetütet… 🙂

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